„Die Kirche war stumm, wo sie hätte schreien müssen.“

Dr. Siefried Foelz, Schmochtitz, überdachte das Leben des Dietrich Bonhoeffer und seiner Weggefährten in einer neuen, faszinierenden Weise.

Dietrich Bonhoeffer

Im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 taucht immer wieder der Name Dietrich Bonhoeffer auf.
Er war Theologe und begleitete keinerlei Funktion innerhalb des Militärs, er war Studentenpfarrer und Dozent in Berlin, war Auslandspfarrer in London, war Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen und leitete ein Predigerseminar. Wie kommt nun so einer in den aktiven Widerstand?

Dietrich Bonhoeffer, 1906 in Breslau geboren, wächst mit sieben Geschwistern in Berlin auf. Der Vater ist Professor der Neurologie an der Charité und die Familie ist wiederum mit Familien befreundet, deren Väter allesamt akademische Berufe ausüben, Namen wie von Dohnany, Schleicher, Delbrück, Leibholz u. a begegnen uns in seiner Biographie. Die meisten von ihnen werden zu Verbündeten im Widerstand, werden zu Schwager oder Schwägerin.
Dietrich Bonhoeffer ist der einzige in der Familie, der Theologie studieren wird.
Sein theologisches Verständnis wird vor allem durch Martin Luther geprägt, der sagt, dass der Mensch ein freier Herr ist durch den Glauben und ein Knecht seinen Mitmenschen, dass eine Erkenntnis nicht von der Existenz getrennt werden kann, in der sie gewonnen ist. Schon 1934 bedeutet Hitler für ihn Krieg.

Die Kirche nach Martin Luther hat sich von den Lehren der Reformation entfernt, insbesondere dann, als sie 1933 „Ermächtigungsgesetz“ und „Nichtariergesetz“ offiziell akzeptiert. In diesem Zusammenhang hielt Dietrich Bonhoeffer seinen Vortrag:
Die Kirche vor der Judenfrage: - die Kirche hat das Handeln des Staates zu hinterfragen, die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung verpflichtet, auch wenn sie nicht zur christlichen Gemeinde gehören, die Kirche ist nur dann Kirche, wenn sie für andere da ist -. Mit diesen Thesen stößt Bonhoeffer mehrheitlich auf Ablehnung. Auf der so genannten „Braunen Synode“ wird der Arierparagraph in der Kirche eingeführt, auf der „Wittenberger Nationalsynode“ am 27. September 1933 wird Ludwig Müller, ein Vertrauensmann Hitlers, zum Reichsbischof gewählt.
Bonhoeffers Versuch, die Kirche zu einer „mündigen Kirche“ gegen die bestehende Ordnung zu formieren, scheitern, er geht enttäuscht außer Landes, nach London.
1934 schließen sich Oppositionelle innerhalb der Evangelischen Kirche unter Karl Barth zur „Bekennenden Kirche“ zusammen; es ist das eingetreten, wovon Bonhoeffer so lange geträumt hatte. Er kommt nach Deutschland zurück. Dass im Programm der Bekennenden Kirche aber jede politische Dimension ausspart wird, geht Bonhoeffer nicht weit genug, das ist ihm „politisch zu unpolitisch“.
Aus dem Theologen war ein „Bekennender Christ“ geworden und aus dem Christen wird nun ein „Zeitgenosse“. Das Unrecht, das er im Land und im engsten Familienkreis erleben muss, wird für ihn Motivation für einen aktiven Widerstand. Friede auf Erden ist für ihn nicht ein Programm, das auf dem Papier steht, Friede auf Erden! ist ein Gebot. Er redet nicht nur von der Nachfolge, er lebt sie fortan.

Das von ihm geleitete Predigerseminar wird geschlossen, er erhält Rede- und Schreibverbot. Von 1940 an lebt er deshalb ein Doppelleben zwischen „Widerstand und Ergebung“, arbeitet weiterhin für die Bekennende Kirche und versucht über Bischof Bell in London für eine Kapitulation Deutschlands zu vermitteln, aber ohne Erfolg.
Erfolglos auch die Reisen mit James Helmut von Moltke nach Norwegen, mit Hans von Dohnany nach Rom und zum Vatikan.
Im April 1943 wird Dietrich Bonhoeffer zusammen mit seinem Schwager, Hans von Dohnany, verhaftet und wegen Zersetzung der Wehrkraft angeklagt. Das Attentat des 20. Juli 1944 erlebt er im Gefängnis Berlin-Tegel, er wird später in die Prinz-Albrecht-Straße verlegt, dann nach Buchenwald und Flossenbürg. Hier wird er mit Canaris, Oster und anderen am 9. April 1945 erhängt, Hans von Dohnany wird am gleichen Tag in Sachsenhausen getötet, Bruder Klaus Bonhoeffer und Schwager Rüdiger Schleicher werden am 23. April 1945 in Berlin-Moabit erschossen.
Dr. Siefgfried Foelz beantwortet die Frage nach einem politischen oder christlichen Martyrium des Dietrich Bonhoeffer so: Er ist als „Christ“ gestorben, weil er sich politisch engagiert hat.

„Die Kirche war stumm, wo sie hätte schreien müssen“, dieses Zitat am Anfang des Vortages wurde für die Zuhörenden zum Auftrag. Dr. Foelz vermittelte durch seine Wahrhaftigkeit und seine tief reichende Kenntnis der Überzeugungen Dietrich Bonhoeffers eine ganz neue und ergreifende Sicht: Die Lehren aus der Bergpredigt sind mit einem, dem Gewissen folgenden politischen Handeln zu verbinden, damals wie heute.

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