Schon das Auftaktprogramm des Tages erwies sich der nahezu 40-jährigen Geschichte dieses -Kreises würdig. Nicht nur, dass einige der Kunstvereins-Mitglieder alle diese vier Jahrzehnte im Freundeskreis erlebt hatten - sie wissen auch gemeinsam eine üblicherweise eher nüchterne Mitgliederversammlung als Begegnung mit Kultur zu gestalten, ohne dass Notwendiges - Rechenschaft des Vorstandes, Kassenbericht, Kassenprüfung usw. - vernachlässigt wird.

Höchst lebendiges Resümee

Mit Arte beim Reimannspaziergang

Es standen nicht die Reden im Vordergrund, sondern multimediale Beiträge, die die Veranstaltungen des Jahres 2004 noch einmal vor Augen führten. Christine Neudeck hatte mit Akribie und noch viel mehr Einfühlungsvermögen und liebe die Bilder der „Gespräche am Kamin" mit Musik und kurzen, aber Verständnis fördernden Texten, Zitaten oder Bemerkungen versehen, die Inhalt und Atmosphäre der Begegnung wiedergaben,

Dadurch wurde lebendig und nachvollziehbar, was im Laufe des Jahres von Gästen aus nah und fern vorgetragen, was mit ihnen diskutiert wurde, was Herzen und Sinne der Besucher bewegt hatte und sich nun als unvergesslich erwies. Da erklang häufig das leise Bedauern, bei dem einen oder anderen Abend nicht dabei gewesen zu sein. Christine Neudeck trug zu manchen Themen eigenes Material zusammen, das hier neue Anregungen schenkte und über das einst Gehörte neu nachdenken ließ. Einige Themen gewannen an Intensität und Aussagekraft: Marc Chagalls Bilder kamen so zur Wirkung, dass mancher Zuschauer gewünscht

hätte, diese Betrachtung fortsetzen zu können. Doch auch die Literaturbände, die sonst kaum Bildhaftes anbieten, zeigten sich unter den geschickten Händen der Hobby-Gestalterin als sehr anregend, locker und gut zu betrachten, zumal die den Autoren beigefügten Zitate so geschickt ausgewählt wurden, dass sie Leben, Werk und Herzen der Betrachter erfassten. Den Darstellungen war passend Musik zugefügt, entnommen der jeweiligen Kultur-Epoche und so eine wirklich mehrfache Wirkung erzielend.

Stark gefragter Spaziergang

Diese Einheit der Künste, die dieser Freundeskreis seit 40 Jahren gestaltet und genießt, zeigt sich auch bei den Veranstaltungen selbst. So bei den Brigitte-Reimann-Spaziergängen, von denen Mitwanderer bezeugten, dass jeder Gang ihnen neue Aspekte vermittelte. Vielleicht liegt darin auch das Geheimnis der sich ständig ausweitenden Nachfrage, selbst aus großer Feme. Bei jeder dieser Begegnungen wird -darauf sind der Kreis und die Vorleserinnen der Werk-Zitate von Brigitte Reimann stolz - nicht nur die Geschichte unserer Stadt interessant mitgeteilt, sondern es werden die Augen der Besucher auf Schönes, Attraktives, oft Einmaliges gelenkt: Die Gewohnheit des Alltäglichen wird durchbrochen, Hoyerswerda wird für Besucher interessant zum Wiederkommen.

Von Brecht'scher Lebenskunst

Dass an diesem Tag neue Mitglieder zu Wort kamen, sei es mit selbst geschaffener Keramik, mit anregenden Kinderbüchern oder mit Lebensgeschichten, die keiner ahnte, aber alle Zuhörer beeindruckten, sei nicht vergessen. Der Kunstverein lebt von der Gesprächsfreudigkeit und dem Gestaltungswillen seiner Mitglieder. Das war auch bei der gemeinsam geschaffenen Kaffeetafel zu spüren und damit ganz im Sinne von Bertolt Brecht: „Alle Künste dienen der einen, der höchsten: Der Lebenskunst."

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