Hinter dem Kunstverein Hoyerswerda liegt ein ereignisreiches Jahr

 
Das Jahr 2004 enteilt, da gilt es Rückblick zu halten zu Begegnungen, Gesprächen, Erkenntnissen, Wiederentdecktem oder Neu-Gefundenem, auf Freuden und Traurigkeiten. Mit dem Vorwärtsschreiten geht auch das Abschiednehmen einher, wie der Kunstverein schmerzlich bei Katalin Heidan erfuhr. Für seine Mitglieder, die vieles gemeinsam genießen und tragen, gilt ein Wort, das uns Dr. Wolfgang Wessig aus dem benachbarten Görlitz schenkte: „Erinnerung macht Orte zur Heimat." Was also erlebte der Kunstverein 2004 in unserer Heimat Hoyerswerda, was schuf er für diese?
Mehr als 50 Veranstaltungen
Wollten wir mit Zahlen sprechen, die einige von uns lieben, wäre zu sagen, dass er 2004 wöchentlich mehr als, einen, also insgesamt mehr als 50 öffentliche Abende gestaltete. Dabei stand Literatur mit mehr als dreißig Begegnungen an der Spitze, ihr folgte die Reihe Christentum mit acht. selbst gestalteten Abenden, gefolgt von mindestens genauso viel Brigitte-Reimann-Spaziergängen durch Hoyerswerda, an denen Gäste aus den Niederlanden, aus Frankreich, England, Neubrandenburg, Stade, Gießen, Straßburg und vielen anderen Städten teilnahmen. Der Radius der Touristenanfragen wird zunehmend größer. Sie kommen aus vielen Orten Europas und von Vertretern verschiedener Fachgebiete. Bei diesen Wanderungen entdecken alle Teilnehmer neue Seiten unserer Stadt und wir gewinnen aus den Fragen der Gäste und aus den eigenen Erinnerungen Heimatbindung. Im Herbst fanden sich zählreiche Mitglieder, gemeinsam mit den Freunden aus Rotterdam, mit Irmgard Weinhofen und den Brüdern Ludwig und Ulrich Reimann am Grab unserer einstigen Mitbürgerin in Oranienbaum, hörten ihre Worte und sangen gemeinsam „Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden).
Kurz vor diesem Termin und wenige Tage danach hatten Sewan Latchinian und die Neue Bühne Senftenberg gezeigt, wie sie die Heimkehr der Franziska Linkerhand nach Hoyerswerda sehen, während der Kunstverein mit seiner Ausstellung „Brigitte Reimann 1933 - 1973" seine „Liebeserklärung" nach Hagen in Westfalen weitertrug.
Irmgard Weinhofens Briefband „Grüß Amsterdam" wurde in diesem Jahr geradezu zum Motto der Begegnungen. Dies Buch der langjährigen Brieffreundin Brigitte Reimanns diskutierten bei der diesjährigen Herbstexkursion die Rotterdamer und Hoyerswerdaer Freunde mit ihr. Nicht nur dabei lebte jene Zeit im Sinne des Wortes „Erinnerung schafft Heimat" auf, sondern bei vielen anderen Anlässen in unserer Stadt und außerhalb auch.
Im Februar waren Architekten, Journalisten, Gestalter, Historiker aus Holland unsere Gäste in Stadt und Region, im Oktober die Brigitte-Reimann-Gesellschaft. Dieser stellten junge Frauen unserer Stadt die Ergebnisse ihrer Forschungen vor und regten mit ihren Themen interessante Diskussionen an. Seit Oktober präsentiert das Niederländische Architektur Institut in Rotterdam Günter Zirnsteins Fotos von Hoyerswerda - Neustadt und deren Geschichte - gestaltet vom Kunstverein. Die Niederländische Architekturstiftung in Amsterdam „bedankte" sich im Gegenzug, indem sie in ihrem Buch „Ideale in Beton" Hoyerswerda sehr positiv im Vergleich mit anderen Plattenstädten Ost- und Mitteleuropas wertete.
Literarisches aus Nah und Fern
Doch nicht nur Brigitte Reimann bestimmte die Gespräche, auch Hermann Hesse, Eduard Mörike, Gerhart Hauptmann, Gabriel Marcel und Emmanuel Lewinas, zwei Philosophen des 20. Jahrhunderts, wurden vorgestellt. Die russische Literatur war mit Pawel Florenski, Viktor Pelewin und Anton Tschechow vertreten, ebenso wie der Tscheche Bohumil Hrabal und der polnische Autor Witold Gombrowicz. Unsere Zeitgenossen, die Schriftsteller und Dichter Freya Klier, Kerstin Mlynke, Kathrin Schmidt, Dr. Uwe Grüning, Ulrich Schacht, Michael Fritz waren zu Gast in Hoyerswerda. Mit Richard Christ feierten wir ein Wiedersehen nach 15 Jahren. Elke Heidenreich kam zu Gehör. Paul Celan, Nelly Sachs und die Hoyerswerdaer Pegasus-Jünger ebenfalls.
Vergangenheit und Gegenwart waren zugegen. Der Verein verwirklichte ein Programm, das Lehrern und Schülern Freude und Anregung schenken könnte - vor allem in Form des lockeren Gedankenaustausches und der wunderbaren Atmosphäre der „Gespräche am Kamin", für die den „Schlossdamen" großer Dank gebührt. Dort hätte sich Brigitte Reimann auch heimisch gefühlt, wie sie bereits bei Gründung dieses Kreises bekannte, jetzt schafft die Erinnerung an sie unsere Heimat in dieser Stadt.

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