Jüngst erschien das Buch „brigitte reimann - Eine Biographie in Bildern“, wie die Herausgeberinnen Margrid Bircken und Heide Hampel ihre Bildbiographie der Reimann nennen. Damit liegt erstmals ein Buch vor, das Familie, Lebensweg, wichtige Stationen desselben und die Schaffens-Orte Burg, Magdeburg, Hoyerswerda/ Schwarze Pumpe und Neubrandenburg in zeitgenössischen Fotos zeigt.

Die Herausgeberinnen verzichten auf ein Vorwort, begleitende eigene Texte und Interpretationen. Sie fügen den Bildseiten Zitate aus Briefen, Tagebüchern und Werken der Autorin hinzu und schieben am Rande gelegentlich kleine Bemerkungen ein, die farbig gekennzeichnet, inhaltlich sparsam und durchaus nicht erläutert sind. Betrachter und Leser bleibt vorbehalten, eigene Lese-Erkenntnisse zu gewinnen.

Das Buch stützt sich vor allem auf Fotos, die von der Familie und aus dem Reimann-Archiv in Neubrandenburg stammen. Den Textzitaten aus Büchern der Autorin haftet - wissenschaftlich und dokumentarisch gesehen - eine gewisse Fragwürdigkeit an, da es sich bei zahlreichen um solche aus den erzählerischen Werken „Die Geschwister“, „Franziska Linkerhand“ oder aus Betriebs-Hörspielen handelt. Die Herausgeberinnen insistieren mit dieser Methode indirekt, dass den künstlerischen Werken Brigitte Reimanns grundsätzlich autobiographische Erlebnisse zugrunde liegen. Diese Annahme entspricht jedoch weder dem Phantasiereichtum noch der Kompositionsgabe jener Autorin, zumal die Auswahl der erzählerischen „Ich-Stellen“ in den Büchern von der Schöpferin unterschiedlichen literarischen Personen in den Mund gelegt wurden, die damit charakterisiert werden sollen und nicht anstelle der Autorin sprechen sollten.

Dennoch bleibt es das Verdienst des Buches, einige sonst nur in bisher wenigen Ausstellungen gezeigte Bilder in einem Band versammelt zu haben. Leider ist - wie bei der Ausstellung im Neubrandenburger Reimann-Haus - die Hoyerswerdaer Zeit viel zu gering, gleichsam nur in Andeutungen vertreten. Dies wird dieser wirksamsten Zeit im Leben und Schaffen Brigitte Reimanns nicht gerecht. Offensichtlich bedarf es - wie es die Hoyerswerdaer Ausstellung erstmals versucht - einer eigenen Publikation, um zu vermitteln, was jener Aufbruch - oder um mit Brigitte Reimann zu sprechen - jene „Ankunfts“-Jahre charakterisiert.

Das Kombinat Schwarze Pumpe, Struktur- und Siedlungswandel der Ober- und Niederlausitz bleiben im Buch ungenannt. Dies war es aber, was Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann nach Hoyerswerda lockte(n).

Für Leser nach 1990 sind die unerklärten Begriffe, Abkürzungen der DDR-Begriffe in den wenigen Kommentarzeilen und deren einstige Bedeutung gewiss schwer verständlich. Überhaupt muss dem Buch angelastet werden, dass der Blickwinkel aus dem heraus Leben und Werk betrachtet werden, nicht nur in der Sprache der DDR, sondern auch in deren Wertsetzungen erzählt wird, ohne kommentiert oder erklärt, geschweige denn im Sinne der Autorin relativiert zu werden. Die Herausgeberinnen vermeiden Erwähnung und Darstellung der Auseinandersetzungen mit DDR-Parteifunktionären, die der Autorin mit ihrem Unverständnis zu schaffen machten. Auch das Verbot einiger Manuskripte und Filmdrehbücher fehlt.

Zurück zu Hoyerswerda. Nicht nur ein Mangel an Bildern und Geschichte (n) schränkt die Aussagekraft ein, sondern auch eine größere Anzahl profunder Fehler: Dass Schwarze Pumpe in der „Trappendorfer Heide" liegen soll, ist ebenso falsch wie die Aussage, dass das Kombinat nur von 1956-1964 errichtet wurde. Folgt man dem Buch, gab es die F 97, auf der Friedrich II und Napoleon in ihre Kriege ritten oder August der Starke nach Potsdam fuhr, nicht...

Man könnte zu diesem und anderem sagen: „Die Recherche ist schlecht, das Buch einseitig, die Bilder bieten nur eine begrenzte Sicht.“ Die Alfred-Scholz-Halle wird „Turnhalle“, ein Haus in der Brigitte-Reimann-Straße als angebliches Wohnhaus Liselotte-Herrmann Straße 20 zum „Eckhaus“ usw. Da greifen interessierte Leser lieber zu den Tagebüchern oder zu „Franziska Linkerhand“ und entdecken mit Brigitte Reimann Hoyerswerda, wie es damals wuchs und heute gestaltet wird.

„brigitte reimann - Eine Biographie in Bildern", Aufbau-Verlag Berlin, 2004,224 S., ISBN 3-351-02582-3

Zur Verfügung gestellt durch: Sächsische Zeitung

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