XXIII. Teil der Gesprächsreihe Christentum

Warum graben Archäologen alte Siedlungen und Wohnanlagen aus? Warum schreiben Historiker akribisch das Auf und Ab der Völker in ein großes Geschichtsbuch? Muss man das alles wissen?
Zum Tag des offenen Denkmals eine passende Frage, finde ich.
So wird auch in der Gesprächsreihe Christentum unter Leitung von Helene Schmidt der Frage nachgegangen, wie das Christentum entstand und wie es sich im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und wie wir Heutigen damit umgehen.
„Immer ist Religionsgeschichte auch Zeitgeschichte“, so beginnt der Abend. Im Zeitraum zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert begegnen sich die Antike, das Germanentum und das Christentum.
Die Völkerwanderung bildet in diesen Jahrhunderten einen Strom von Ost nach West und umgekehrt, einen Strom von Nord nach Süd und von Süd nach Nord innerhalb von Europa und Asien, Wanderungen der Ost- und Westgoten, der Langobarden und Franken, der Sachsen und der Germanen. Große Reiche entstehen und zerfallen. Geistige und politische Mittelpunkte bleiben Rom und Byzanz.
Kulturen erfahren durch die Begegnung eine gegenseitige Bereicherung und eine neue Qualität. Auch das Christentum.

Die ethischen Ideale des Germanentums - Treueverhältnis innerhalb der Sippe, praktisches Leben und Denken, Verantwortung für den andren und eine hierarchische, von Göttern begleitete Sippenordnung bestimmen den Alltag.
Zudem bezeugen frühe Schriften eine hohe Fabulierkunst der Germanen im Erzählen von Geschichten und Geschichte.

Das Zusammentreffen dieser Germanischen Mentalität mit den geistigen Idealen der Antike und dem Christentum führt zu völlig neuen Qualitäten im Denken und Handeln der Völker. Die Germanen haben die römische Welt nicht zerstört, sie haben sich in ihr eingerichtet und das Christentum sehr schnell angenommen. Bereits um 370 übersetzt Wulfila die Bibel ins Gotische, in die Sprache der Germanen.
Unter Karl dem Großen entsteht um 800 ein Riesenreich in Europa, die christliche Religion wird zur Staatsreligion.
Im 20. Jahrhundert führte der „Aktivitätsdrang“ der Deutschen, verbunden mit einer pseudoreligiösen Mystifikation des Germanischen zum verhängnisvollsten Abschnitt der deutschen Geschichte - mit dem Traum von einem tausendjährigen Reich, was im Endeffekt tausend mal tausendfachen Mord und unendliches Leid bedeutete.
Somit wären wir an der eingangs gestellten Frage wieder angelangt - warum müssen wir uns mit Geschichte befassen?
„Der ferne Spiegel der Historie wirft Licht und Einsicht in jede Gegenwart. Um vor der Geschichte zu bestehen zu können, muss man das Gute bewahren und annehmen, um schrecklichen Träumen, falschen Überzeugungen und furchtbaren Taten widerstehen zu können.“ Das klingt auch in unserer Zeit sehr aktuell.

Zur Verfügung gestellt durch: Sächsische Zeitung

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