Ab heute bis zum 20. April gastiert die Hoyerswerdaer Reimann-Ausstellung in Hagen

Heute eröffnet an der FernUniversität Hagen die Hoyerswerdaer Brigitte-Reimann-Ausstellung, die 2003 DER Erfolg schlechthin war. Wir sprachen mit Fachreferent GEORG SCHIRMERS, der die Exposition nach Hagen holte.

Herr Schirmers - wie hat die Ausstellung den Weg zum Sauerland gefunden?

Das war ein Stückchen Zufall und ein Stückchen persönliches Interesse an der Autorin meinerseits. Wir haben in Hagen oft Literaturausstellungen, besonders zu Autoren, die uns zeitlich nahe stehen. Ein Kollege von mir, Manfred Delling, der aus Sachsen stammt, hat mir von einem „Heimatbesuch" berichtet, dass es in Hoyerswerda diese Ausstellung gibt. Dann habe ich noch ein bisschen im Internet recherchiert, den Kontakt zu Martin Schmidt geknüpft, den „Vater" dieser Ausstellung - und dann ging alles sehr schnell Wir sind uns sehr rasch einig geworden, die Reimann-Schau nach Hagen zu holen.

Wird sie 1:1 der Hoyerswerdaer gleichen?

Auf Grund der unterschiedlichen Raumverhältnisse von der Form her nicht ganz. Aber inhaltlich zu 100 Prozent. Wir zeigen auch den Brigitte-Reimann-Film „Ich habe gelebt und gelebt..." von Katharina Schubert. Die „klassische" Ausstellungsvariante ist also noch durch moderne Medien ergänzt worden.

Haben Sie die Ausstellung in Hoyerswerdaer gesehen?

Leider nein. Aber ich werde die Stadt in diesem Jahr besuchen, vielleicht an einem Brigitte-Reimann-Spaziergang teilnehmen. Das habe ich mir fest vorgenommen.

Wenn Sie die Exposition nur von Mappen und Berichten kannten - wie war Gefühl, als Sie sie im Original sahen?

Es war auf keinen Fall eine negative Überraschung. Ich finde es sehr beeindruckend, dass hier vor allem die Autorin und ihre Zeitgenossen zu Wort kommen. Viele Ausstellungen leiden sehr unter einem Übermaß an Didaktik, an Erklärung. Das ist hier anders. Es bleibt für den Betrachter noch viel zu tun, er fühlt sich herausgefordert, die Werke der Autorin zu lesen. Dieser im positiven Sinne nicht-wissenschaftliche Zugang der Ausstellung zielt dankenswerterweise nicht nur auf ein akademisches Publikum, sondern auch auf ein städtisches, vor allem auf junge Leute.

Provokativ gefragt: Hat die Reimann den Heutigen denn überhaupt noch etwas zu sagen?

Auf jeden Fall! Und das nicht nur in Ost, sondern auch in West. Zwar ist das Gesellschaftssystem untergegangen, in dem die Reimann lebte, doch viele menschliche Probleme und Bezugspunkte sind aktuell geblieben. Insofern hat vor allem die „Franziska Linkerhand" nichts an Bedeutung verloren - im Gegenteil.

Ist die „Linkerhand" das wichtigste Buch der Reimann?

Unbedingt. Darum haben wir es ja auch in den Mittelpunkt der heutigen 90-Minuten-Lesung zur Ausstellungs-Eröffnung gestellt. Wir wollten keine bibliografische „Würdigung" der Autorin. Gerade bei Brigitte Reimann wird ja die Propagierung ihres Werkes oft über Sensationsmache versucht, indem Details ihres nicht immer glücklichen Lebens mehr herausgestellt werden als ihre Bücher. Genau das wollten wir nicht. Darum wird Kriszti Kiss auch nicht die Tagebücher lesen, sondern eben die „Linkerhand", in der es ja, nebenbei gesagt, noch genügend autobiografische Züge gibt.

Welches Motto hat die Lesung, hat die gesamte Ausstellung?

„Ich würde lieber dreißig wilde Jahre wählen statt siebzig brave, geruhsame." - Dieses Reimann-Zitat beschreibt sehr gut Leben und Werk.

Ein Wort zu den Hoyerswerdaer „Machern" der Ausstellung

Die PSW-Leute haben das handwerklich sehr gut umgesetzt. Und Martin Schmidt, der ja die Ausstellung entworfen hat (und heute auch die Laudatio hält) hat sie zwar vor allem über die persönliche Bekanntschaft mit Brigitte Reimann begründet - aber in einer bemerkenswert uneitlen Weise. Die Ausstellung und vor allem Brigitte Reimann sprechen für sich selber, sagen: Schaut selbst - und greift zu den Büchern der Reimann!

Gespräch: Uwe Jordan

Zur Verfügung gestellt durch: Sächsische Zeitung

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