Musikalisch- literarisches Programm mit Angelika Perlik - Leonhardi und Johannes Woldt, Radebeul beim Kunstverein am Schlosskamin

Angelika Perlik - Leonhardi und Ingrid Scholz

„Unser Leben ist nur ein Durchgehen“, so überschrieben Angelika Leonhardi und Johannes Woldt ihre vorzügliche Auswahl von Briefen des Komponisten Johannes Brahms. Es nimmt am meisten wunder, dass es sich um einen Komponisten und nicht um einen Schriftsteller handelt, denn die Auswahl war aus hunderten von Briefen zu treffen, die Johannes Brahms neben seinem umfangreichen musikalischen Werk hinterlassen hat.
Dass das Leben nur ein Durchgehen und somit nur eine Gastrolle auf der Erde ist, dazu bekennt sich Johannes Brahms Zeit seines Lebens. Er ist ein Unermüdlicher und Ruheloser, immer im Zweifel, immer im Streben nach dem Vollkommenen, immer bemüht, Neues zu erdenken, ohne das Vorangegangene zu vernachlässigen und einer, der nie mit dem Geschaffenen zufrieden ist.
Seine Briefe sind kleine stilistische Kunstwerke, fast so poetisch wie seine Musik, und man muss sie auch so wie seine Musik entziffern, denn sie sagen sehr viel Wertvolles, geben aber vom Ich des Johannes Brahms nur sehr wenig preis.
Einen großen Teil der Briefe in jungen Jahren wechselt er mit Elisabeth von Herzogenburg, die ihm sehr sensible und unbestechliche Urteile zu seinen Musikstücken liefert, wobei er aber immer befürchtet, dass sie nicht kritisch genug ist. Ein ebenso treuer Partner ist ihm lebenslang der Geiger Joseph Joachim, mit dem er ebenfalls eine umfangreiche Korrespondenz führt. Von ihm erhält er sehr kluge Hinweise zur Orchestrierung seiner Musik.
Am interessantesten aber ist der Briefwechsel mit Robert und Clara Schumann. Brahms lernt die Schumanns in Düsseldorf kennen und Robert Schumann sieht in dem jungen Brahms einen neuen Stern am Komponistenhimmel. Diese Begeisterung drückt er auch in seinen Briefen aus und Brahms bezweifelt, dass er diesem Vorschusslob gerecht werden kann. Der anfänglich mit Robert geführte Briefwechsel wird nach dessen Nervenerkrankung mit Clara weiter geführt. Sehr allmählich nur gestehen sich Brahms und die 14 Jahre ältere Clara ihre Liebe, Brahms nennt sie anfangs „Verehrte Clara“, später „Innigst geliebte Freundin“ und später „Meine geliebte Clara“. Nur in den Briefen mit Clara öffnet er sein Innerstes ein wenig, um später fast alle Briefe zu vernichten. Nur einige wenige sind erhalten geblieben. Die Beziehung zu Clara wird von ihm beendet, wahrscheinlich aus Angst vor einer festen Bindung und vor familiären Verpflichtungen.
Um aber Genaueres zu erfahren, muss man seine Musik hören und verstehen lernen, dies nicht nur hinsichtlich seiner Liebe zu Clara Schumann sondern auch in Bezug auf seine persönlichen Überzeugungen. Die biblische Welt und die biblische Sprache finden sich in vielen seiner Werke wieder und doch hat er immer behauptet, die Texte der Bibel seien ihm nicht „heidnisch“ genug. Begriffe wie Auferstehung und Todsünde waren ihm zuwider, dafür aber hatte er ein untrügliches Gespür für das schöpferische Leben, „denn das Leben raubt einem immer mehr als der Tod“.
Musikalische Spuren zum Ergründen seiner Persönlichkeit sind umfangreich und vielfältig vorhanden, vielleicht aber erfreuen wir uns einfach nur an seiner großartigen Musik.

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