Leseabend zu Heinrich Heine (1797-1856) anlässlich des 150. Todestages des Dichters mit Helene Schmidt, Angela Potowski und Martin Schmidt am Schlosskamin

Helene und Martin Schmidt, Angela Potowski

150 Jahre und noch kein bisschen leiser. Das kann man von Heinrich Heine mit Fug und Recht behaupten.
Sein dichterisches Werk ist nicht minder dramatisch als sein Leben selbst, dass er von 1749 bis 1856 führte. Davon sind sieben Jahre mit dem Studium der Rechtswissenschaft vertan; die Jurisprudenz hinterließ bei ihm zum Glück keine Spuren, „weil sie seinem Geist so fremd war“.
Schon ab 1826 veröffentlicht er mit Erfolg seine ersten größeren Dichtungen: „Die Harzreise“, „Die Nordsee“, „Reise von München nach Genua“, „Die Bäder von Lucca“, „Englisch Fragmente“, „Über Polen“, „Briefe aus Berlin“ u. a.
Er wird bekannt und berühmt, zum anderen aber wegen seiner Angriffe gegen die katholische Kirche und gegen den Machtmissbrauch gefürchtet. So werden ab 1835 seine Schriften in Deutschland verboten. Er bleibt deshalb bis zu seinem Lebensende in Frankreich, wohin er bereits 1831 als Korrespondent für Cottas „Allgemeine Zeitung“ gegangen war. 1856 stirbt er in Paris nachdem er acht Jahre lang das Bett kaum mehr verlassen konnte. Schreiben und Dichten aber wird er bis an sein Lebensende, einerseits über die Liebe und die deutschen Zustände, andererseits verehrt er die Französische Revolution, alles mit viel Ironie und Leidenschaft, und immer so, dass der Leser den Kritisierten, aber auch einen Teil von sich selbst erkennt. Denn Heinrich Heine sparte auch mit Selbstironie nicht.
Helene und Martin Schmidt sowie Angela Potowski hatten die Texte für den Abend so ausgewählt, dass keine der Facetten Heines zu kurz kam und die Zuhörer damit auf ihre Kosten. Man folgt den selbstironischen Mitteilungen in den Tagebüchern und Memoiren Heines, man begleitet ihn auf seiner Reise nach Genua und erfährt, dass in Deutschland keine Zitronen wachsen, das einzige reife Obst bei uns die gebratenen Äpfel sind, und dass wir von den Mandeln nur die geschwollenen haben.
Nicht zu vergessen natürlich „Deutschland - ein Wintermärchen“, die vielleicht bekannteste Dichtung Heines, entstanden im Jahr 1844, kurz vor der Revolution von 1848, indem er Brot genug für alle Menschenkinder verlangt, auch Schönheit und Lust und Zuckererbsen nicht minder. Und die deutsche Erde ist es, die ihn wie von Zauberkräften durchströmen lässt. Mit den Gedanken an Deutschland, die ihn um den Schlaf bringen ist auch immer die Mutter gemeint, die er in vielen seiner Gedichte besingt und die er noch einmal zu sehen wünscht. In Bezug auf die Mutter finden wir auch kaum seine üblichen Floskeln und seinen Spott, sie ist für ihn immer liebenswert.
Ganz anders der Fall von Madam Pieper und Madam Schnieper. Beide Frauen sind in der Lage, ihr Mundwerk als Fallbeil oder ihr Lächeln als tödlichen Pfeil einzusetzen, wenn es gilt, andere vernichtend zu treffen.
Zu erwähnen aus der Vielzahl der Werke Heinrich Heines ist zudem seine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Religionen, mit der Geschichte und mit der Sprache Luthers. Luther schaffte mit der Übersetzung der Bibel eine literarische Sprache, die eine neue deutsche Sprache begründete, voller Innigkeit und Freiheit. Und die Sprache Heines basiert auf der Sprache Luthers und ist auch heute noch erstaunenswert frisch und jung.
Umrahmt wurde der Abend mit Musik von Schumann und Vivaldi, am Cello Fritz Schröder, am Piano Berit Schrijvershof.

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