Dr. Siegfried Foelz, Schmochtitz stellt beim Kunstverein den Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) vor

Dr. Foelz und Ingrid Tempel

An dem Abend mit Siegfried Foelz hatte man als Zuhörer die Möglichkeit, das, was man über Martin Heidegger schon immer wusste, bestätigt zu finden oder gegen das Gesagte zu opponieren. Wer aber gekommen war, sich einer neuen unverbrauchten Sicht zu öffnen, wurde von der Allgemeingültigkeit der Denkansätze Heideggers, die Siegfried Foelz akribisch heraus gearbeitet hatte, überrascht.

Die Philosophen aller Epochen haben nach dem Sinn des Seins gefragt und haben dabei das menschliche Sein fast ausnahmslos als eine feststehende Tatsache, als einen Begriff zum Berühren gedeutet. Nicht so bei Martin Heidegger. Er stellt das Sein als Substantiv in Frage und stellt den, der nach dem Sein fragt, mitten in das Sein hinein. Das heißt, es gibt einen Dialog zwischen beiden und dieser kommt zu keinem Ende, zu keiner feststehenden Erkenntnis, jeder muss sich den Fragen nach dem Sein neu stellen und das „Sein auf sich zukommen lassen“, es ganz persönlich erfahren.
Vielleicht ist dieses fließende Denken Heideggers einer Fuge von Bach vergleichbar, bei der ein immer gleiches Thema in unzähligen Varianten moduliert wird und man am Ende den Eindruck hat, der Komponist hätte es grenzenlos weiter variieren können. Heidegger bezeichnet seine Vorgehensweise deshalb auch als Denkwege, als Denkmarken, als Unterwegssein. Und vor allem, er schließt Irrtümer nicht aus.
Diese Irrtümer werden ihm in seinem persönlichen Leben zum Verhängnis, so sehr zum Verhängnis, dass man ihn als Philosophen verachtet und schmäht.
Seine Befürworter allerdings bezeichnen seine Nähe zum Nationalsozialismus, seinen Antisemitismus, sein sich Benutzen lassen für die Ideologie des Dritten Reiches nur als vorübergehenden Irrtum, seine Gegner werfen mit ihm auch seine Philosophie über Bord.
Wo liegt die Wahrheit nun wirklich?
Dr. Siegfried Foelz unternimmt den Versuch, den Zuhörern die Philosophie Heideggers zu erschließen, indem er das völlig Neue im Denken Heideggers, das bereits 1927 in seinem Werk „Sein und Zeit“ nachzulesen ist, herausstellt, indem er den Einfluss auf die moderne Philosophie, auf Jean-Paul Sartre, Herbert Marcuse und viele andere hervorhebt, die in ihm einen großen Philosophen des 20. Jahrhunderts sehen.
Jeder kann sich sein Bild von Heidegger mit nach Hause nehmen. Man kann den Philosophen Heidegger bewundern und den Menschen Heidegger verachten. Man wird zu keinem endgültigen Ergebnis kommen, da von einem Philosophen in erster Linie erwartet wird, dass er das, was er sagt auch lebt.

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