Ein ungewöhnlicher Jakobsweg, der seine Wurzeln in Hoyerswerda hat

Dr. Bodo Scholz, liest aus seinem Buch "Mein Jakobsweg durch Israel", an einem gut besuchten Abend beim Hoyerswerdaer Kunstverein.

Dr. Bodo Scholz stellt sein Buch vor: Mein Jakobsweg durch IsraelEs gibt viele Gründe, sich auf einen Pilgerweg zu begeben. Denn Pilgern hat eine lange Tradition im europäischen Abendland. Oft sind persönliche Schicksalsschläge der Anlass. Bei Dr. Bodo Scholz war es der Tod seiner Frau, der ihn so trief traf, dass ein Weiterleben wie bisher für ihn unmöglich war. Als kreativer Mensch entscheidet er sich dafür, einen Pilgerweg nicht zur Meditation zu gehen, sondern zu Gesprächen und zum Schreiben, zum Verstehen des Landes Israel, frei nach Amos Oz, dass "die beste und billigste Art, ein Land kennenzulernen, ein guter Roman ist".
Das Land Israel hätte er lieber gemeinsam mit seiner Ehefrau erkundet, doch nun schreibt er für sie und für sich selbst Tagebuch. Es wechseln in dem Buch prosaische Texte zu Land und Leuten mit der ganz intimen Anrede an seinen "Schatz". Ein ganz wertvoller Schatz voller Glanz und Lebensfreude ist sie ihm gewesen, wenn man diese Zeilen liest.
Bodo Scholz wurde 1963 in Hoyerswerda geboren und ist hier aufgewachsen. An der Lessing-Oberschule legte er sein Abitur ab, seine ehemalige Deutschlehrerin, Frau Gisela Werner, ist an diesem Abend anwesend, er dankbar für so eine Lehrerin, sie Stolz auf so einen ehemaligen Schüler.
Er studierte Medizin und promovierte im Fach Orthopädie. Sein Wohnort ist heute Leipzig.
Die Lesung beim Hoyerswerdaer Kunstverein beginnt er mit einem kurzen Exkurs in die geografische Lage und in die Geschichte des Landes Israel. Viele touristische Bücher hat er studiert, nirgend fand er ausreichend Antworten zu dem, was die Menschen in diesem Land heute fühlen, was sie lieben und hassen. Das ergründet er nun in unzähligen Gesprächen mit allen Menschen, die ihm im wahrsten Sinn des Wortes über den Weg laufen. Um der Authentizität willen, schreibt er alles noch am gleichen Tag in sein Tagebuch. Für seine ehemalige Deutschlehrerin, Gisela Werner, signiert Dr. Bodo Scholz sein Buch "Mein Jakobsweg durch Israel"Ein Platz zum Schreiben wird ihm meist freundlich gewährt.
So erlebt der Leser hautnah den Herbergswirt Shmuel, der ihm von Schicksalen der Aschkenasim und Sephardim erzählt. Ganz nebenbei wird erläutert, dass die Aschkenasim die Nachfahren der Juden aus Mittel- und Osteuropa sind, meist mit heller Haut, die Sephardim die Nachfahren aus Spanien, Portugal, Nordafrika und dem Vorderen Orient, sie sehen den Arabern sehr ähnlich. Anfangs dominierten die Aschkenasim die Gesellschaft in dem neuen Staat Israel, inzwischen ist ein Wandel eingetreten hin zu den Sephardim als führende Schicht. Von den unterschiedlichen Glaubensrichtungen der Juden ist zu hören, von normal gläubigen, von orthodoxen Juden, ultraorthodoxen und säkularen und von Bevölkerungsschichten anderer Religionen, die alle in der israelischen Armee dienen. Ein Blick auf die israelische Armee ist Bodo Scholz besonders wichtig, weil hier Männer und Frauen Militärdienst leisten müssen, sie geben dem Vaterland etwas zurück und sie sind sportlich fit, es gibt kaum dicke Menschen.
Gespräche zur Literatur bleiben bei seinen Begegnungen ebenfalls nicht aus, im Vordergrund immer wieder die Fülle und Schönheit der deutschen Literatur, im krassesten Gegensatz dazu das Handeln der Deutschen im Nationalsozialismus, "als 6 Millionen Juden umgebracht wurden, genau so viele, wie heute in Israel leben. Welch grauenhafte Wahrheit."
Auch Besuche in den Synagogen und das Lesen der Thora beschreibt Bodo Scholz lebendig und voll Anerkennung. Alles in Allem ein lesenswertes Buch über einen Jakobsweg durch das Heilige Land.

Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeizung, Hoyerswerdaer Tageblatt

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