Lyrik und Bratsche im Dialog

Eine Matinee des Hoyerswerdaer Kunstvereins mit dem Berliner Autor Detlef Seydel, Waltraud Elvers, Bratsche und dem Komponisten Jan Cyž.

Detlef Seydel liest aus seinen Texten beim Hoyerswerdaer Kunstverein, Mai 2017Was führt einen Berliner Autor mit friesischen Wurzeln und eine Bratschistin aus Berlin nach Hoyerswerda? Es ist die Neugier auf die ihnen bis vor Kurzem unbekannten Sorben. Mit Hoyerswerda kam der Dichter Detlef Seydel in Berührung, als er in einem "Besonderen Konzert zum Jahreswechsel" Lyrik französischer Dichter lesen durfte, zur Musik von Heidemarie Wiesner am Klavier.
Bei Heidemarie Wiesner hatte er die sorbische Sprache zum ersten Mal gehört und bei einem Reimann-Spaziergang durch die Stadt Hoyerswerda mit Martin Schmidt verwunderten ihn die zweisprachigen Ortsschilder, seine Neugier war geweckt. Das alles fasst er in einer Kurzgeschichte zusammen, die er vorträgt und dem Publikum auch verrät, wie lange er an den sorbischen Begrüßungsworten "Dobry dzen" und "Witaj k nam" geübt hat, die er ein Jahr später als Sprecher bei einem weiteren Konzert von Heidemarie Wiesner vortragen will, bei dem  Stücke sorbischer Komponisten, wie Jan Cyž, Ulrich Pogoda oder  Heinz Roy zu Gehör kommen. Jan Cyž ist ihm seitdem ein Freund, sorbische Sprachklänge und die erstaunlich moderne Musik sorbischer Komponisten ebenfalls.
So wundert es nicht, dass  Jan Cyž eine Miniatur zu einem knappen Text von Detlef Seydel komponiert hat, die im heutigen Konzert als Uraufführung,  als Dialog zwischen gesprochenem Wort und Bratsche erklingt; ein alter Mann, der auf der Suche nach einer Definition von Glück gleich drei Stufen auf einmal eine Treppe nach oben läuft. 
Für Jan Cyž ist die Bratsche genau das dafür geeignete Instrument, besonders in den Händen von Waltraud Elvers, die die Bratsche sehr sensibel und gleichzeitig sehr präzise beherrscht. 
Mit Stücken von Johann Sebastian Bach und Max Reger begleitet sie außerdem weitere Texte von Detlef Seydel, die immer die ganz alltäglichen Dinge zu etwas Besonderem werden lassen: Ein Ehepaar wird alt, der Mann verlor im Krieg seinen Arm, aber ein Granatsplitter wandert noch ab und an schmerzhaft in seinem Körper und ist nur mit Alkohol zu besänftigen. Das Ehepaar erlebt gute und schlechte Tage, an guten Tagen sitzen sie auf der Terrasse und plaudern, an schlechten hilft nur der Alkohol zu einem außergewöhnlich stillen Leiden im Bett. Der Icherzähler ist der Nachbar, alias Detlef Seydel, der Ingenieur, der Mathematik lehrt und in Wolfsburg lebt und nunmehr Texte schreibt. Ebenso berührend erzählt er, wie er einem indischen Freund sechs Flaschen Wein mitbringen will und diese am Londoner Flughafen mit viel Glück als Handgepäck durch die Zollkontrolle kommen, in Paris allerdings alles nochmals penibel geprüft wird und die Flaschen überaus deutlich auf dem Röntgenschirm des Zollbeamten erscheinen, die Angst lässt den Erzähler sehr einsam werden inmitten des lärmenden Flughafens. Doch ein Franzose ist auch ein Freund guten Weins und so darf er nach einer kurzen Belehrung über roten und weißen Wein die Kontrolle passieren. Die Welt um ihn herum ist nun wieder interessant und bunt.  

Der Komponist Jan Cyž bedankt sich bei Waltraud Elvers für die Interpretation seiner Miniatur Das Publikum ehrte die Gäste mit verdientem Applaus:  Waltraud Elvers, Jan Cyž  und Detlef Seydel 

 

 

 

 

 

 

 

 Mit freundlicher Genehmigung von Sächsische Zeitung, Hoyerswerdaer Tageblatt

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