Zum Tod des Schriftstellers Fred Wander

„Ich male lieber Menschen als Kathedralen, weil in den Augen der Menschen etwas ist, was in den Kathedralen nicht ist“. Zu diesem Ausspruch des Malers Vincent van Gogh bekannte sich der österreichische Schriftsteller österreichische Fred Wander 1972 bei einem seiner ersten Besuch in Hoyerswerda. ER lebte mit seiner Familie von 1958 bis 1983 in der DDR, Besuchte das Literaturinstitut Leipzig uns feierte hier seine ersten Erfolge als Schriftsteller. Jener Besuch in Hoyerswerda war der Beginn einer Freundschaft, die mehr als dreißig Jahre hielt. Dieser Tage starb Fred Wander 89-jährig in seiner Heimatstadt Wien. Seine Hoyerswerdaer Freunde trauern um ihn und erinnern sich der anregenden Begegnungen mit ihm und seiner Frau Maxie.
Die Mitglieder des Freundeskreises Kunst und Literatur führte sein Buch „Der siebte Brunnen“ mit ihm zusammen. Darin hielt er Rückblick auf seine Jugend, die er seit 1942 in den KZ der Nationalsozialisten Auschwitz, Groß Rosen und Buchenwald verbringen musste. Dieses Buch und seine weiteren über Holland, Paris, Süd-Frankreich und seine Theaterstücke, die einst das Theater Senftenberg zur Uraufführung vorbereitete, stellte er dem Kreis der Literaturfreunde in Lesungen nun Gesprächen vor. Es forderte stets zu lebhaften Diskussionen heraus. In trieb die Sorge vor dem Wiedererwachen jenes Ungeistes, der ihm seine Jugend, vielen Millionen Mitmenschen seines und anderer Völker das Leben gekostet hatte. „Das Buch, das ich schrieb, ist nicht Vergangenheit. Es ist Gegenwart“, betonte er.
Die Besuche von Maxie und Fred Wander führten nicht nur zu dem Dokumentarfilm „Eine Stadt wird geboren wie ein Kind“, zu einigen der Frauen-Interviews in „Guten Morgen, Du Schöne“, sondern vor allem zu gemeinsamem Nachdenken über die Aufgaben in unserer Stadt und zu dem Vergleich mit anderen Traditionen, die er aus den Länden kannte.
Religionsfern aufgewachsen, schätzte er die Weisheit seiner jüdischen Vorfahren stark. Von dort erhielt sein Denken und Schreiben immer neue Anstöße, dies besonders nach dem Tod seiner kleinen Tochter Kitty, die als Kind bei einem Unfall 1968 umkam: “In Anbetracht der Ewigkeit ist es doch egal wie lange ein Leben dauert – zwei Stunden oder zwanzig Jahre. Nur gelebt muß es werden,“ lässt er in seinem Roman sagen.
Fred Wander schätzte die Begegnung mit seinen Hoyerswerdaer Freunden, die aus den Betrieben unserer Region kamen und ihre Erfahrungen unbefangen in den Dialog mit ihm und seiner Frau einbrachten. Sie beide waren unserer Stadt zugetan, erzählten von der hiesigen Aufbruchstimmung und rieten anderen Zeitgenossen hierher zu gehen, um eine andere Sicht auf Zeit und Menschen zu erhalten. Die Begegnungen bleiben unvergessen, die Fragen Fred Wanders, sein Zuhören und sein Suchen nach zeitgemäßem Ausdruck für das Gute und das Böse, das er erlebte, prägten auch unser Miteinander. Dies muß stets von Engagement und von Achtung vor dem Anderen getragen. sein.

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