Plakate erzählen Zeitgeschichte

Im Rahmen der 51. Musikfesttage Hoyerswerda erinnert Uwe Jordan an Plakate aus dem Fundus des Stadtmuseums Hoyerswerda. Musikalisch wurde der Abend von Musikern des Getz-Gilberto-Projekt aus Leipzig gestaltet und dem Sänger und Gitarristen Frank Oehl aus Kamenz. Bossa Nova und Jazz standen auf dem Programm.

Plakat "Unsere Stadt" Hoyerswerda aus dem Jahr 1957Auf dem "Speicher" des Schlosses Hoyerswerda sind im wahrsten Sinne des Wortes etwa 3000 Plakate aus den letzten einhundert Jahren gespeichert und tun das, was dem Trödel auf einem Dachboden vom Schicksal beschieden ist, sie lagern unbeachtet und abgetan. Dass sich das ändern könnte, dafür sorgte Uwe Jordan witzig und klug mit seinen Kunstbetrachtungen. Denn es ist wirklich eine ganz besondere Form der Kunst, die Plakatgestaltung.
Das Plakat hat immer einen bestimmten Zweck, es soll den Blick auf sich ziehen, ich soll mich persönlich angesprochen fühlen und es soll etwas in mir bewirkt werden. In kürzester Zeit ist ein bestimmtes Anliegen an vielen Orten "an den Mann bringen". Dazu bedarf es auch eines schnellen und preiswerten Druckverfahrens.
Erste Vervielfältigungen erfolgten mit Hilfe des Steindrucks, der Lithografie, aufwendig und in begrenzten Stückzahlen, spätere Druckverfahren wie der Offsetdruck erledigten das billiger und in hohen Auflagen.
Viele namhafte Künstler haben äußerst ansprechende Werke dieses Genres verfasst. Farbe, Schrift und eine unbewusste Suggestion erreichen den Betrachter. Aus dem 19.Jahrhundert sind vor allem die Plakate des Toulouse-Lautrec bekannt, der mit einer ungewohnten Bildsprache auf Veranstaltungen aller Art in Paris aufmerksam machte und zu den Avantgardisten der "Plakatkunst" gerechnet wird, er hat die berühmten Künstler des Jugendstils maßgeblich inspiriert.
In den 20er Jahren waren Plakate außerdem stark politisch motiviert, dienten der ideenreichen Ankündigung des neuen Mediums Film oder präsentierten fachgerecht und überzeugend Produkte für Haushalt und Mode. Heute wird in allen Bereichen der Gesellschaft der "Konsument" mit Plakatkunst umworben, ob es sich dabei immer um Kunst handelt, sei dahin gestellt.
Uwe Jordan hatte sich im Vorfeld die Mühe gemacht, aus einigen tausend Exemplaren im Fundus des Stadtmuseums sechs für den Abend auszuwählen. Als sehr gelungen stellt er ein Plakat aus den Anfängen des Aufbaus der neuen Stadt Hoyerswerda vor: Museum, Aufbauleitung und Kulturbund laden im Juni 1957 zur Ausstellung "Unsere Stadt" ins Heimatmuseum ein. Angezogen wird der Blick von zwei miteinander verbundenen Stadtansichten von der alten und der neuen Stadt Hoyerswerda, Postkarten ähnlich, weiß auf dunkelblauem Grund. "Gestern" ist in altdeutscher Schrift zu lesen und "morgen" in zeitloser Moderne. Als Synonym für die Altstadt wurde die Lange Straße gewählt, an der noch Boote vor den Häusern auf den einstigen Plakat zur Ausstellung "Reiseskizzen aus China" des Malers Walter Münze 1957 im Heimatmuseum Hoyerswerda, das alle Eigenschaften eines guten Plakats besitzt.Elsterarm hinweisen, für die Neustadt steht stellvertretend ein 8-geschossiges Hochhaus der Bautzener Allee des Architekten Richard Paulick. Für beide Ansichten bietet ein blasser Hintergrund aus beige bis rosa eine unauffällige Untermalung und bildet gleichzeitig den Grund für die Schrift in Sepia. Perfekter Zusammenklang und perfekte Ausstrahlung. Leider ist der Name des Künstlers nicht bekannt.
Weitere gelungene Plakate konnten die Zuschauer begeistern, aber auch weniger gelungene, völlig überladene stellte Uwe Jordan vor. Er hofft, dass sein Vortrag dazu beiträgt, eine künftige Ausstellung im Schloss diesen vergessenen Plakaten und ihrer Zeit zu widmen. Die Zuhörer hoffen es auch.
Gelungen war auch die musikalische Begleitung des Abends durch das Getz-Gilberto-Projekt, das sind drei junge Musiker aus Leipzig, Philip Frischkorn -Piano, Tom Friedrich -Schlagzeug und Matti Oehl -Altsaxophon, die den Abend nicht nur begleiteten sondern enorm bereicherten. Ihre ganze Leidenschaft für den Bossa Nova gaben sie an die Zuhörer weiter, brasilianische Rhythmen, vermischt mit amerikanischen Elementen des Jazz. Der Liedermacher Frank Oehl aus Kamenz eroberte mit seinen in der Originalsprache und in Deutsch gesungen Liedern des Bossa Nova die Zuhörer auf eine ganz persönlich innige Weise, weil er auch die Gitarre wunderbar mitsingen ließ. Zugaben waren somit vorprogrammiert.
Bossa Nova wird nicht mehr so oft gehört und ist ein bisschen vergessen wie die Plakate im Schloss, beide jedoch anziehend und beachtenswert. Ein gelungener Abend, an den man sich gern erinnern wird.

 

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