Neue Kammermusik in feinster Melange

Ein Konzert, veranstaltet vom Sächsischen Musikbund, mit Werken zeitgenössischen sorbischen Komponisten und Komponisten aus Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützt wurde das Projekt vom Hoyerswerdaer Kunstverein,

Künstler des Konzerts "Fernweh" von links nach rechts: Malte Hübner, Juro Metšk, Prof. Peter Manfred Wolf, Esther Wiegel, Nicole Nevries, Jan Cyž,, Christina Noe, Christian FP Kram im Schlosssaal Hoyerswerda 2016Unter dem Motto "Fernweh" hatte der Sächsische Musikbund zu einem Konzert eingeladen, dass ein unruhiges Fernweh in jedem Stück zum Klingen brachte. Umgesetzt in "Neue Musik", bei der Hinhören gelernt sein will, um das ganz Individuelle zu spüren, gleichzeitig aber auch Größe und Weite. Ein Phänomen, wenn man sich darauf einlässt.
Zu Gehör kamen Stücke von Detlef Kobjela und Christian FP Kram, der gleichzeitig die organisatorischen Fäden als Vorsitzender des Sächsischen Musikbundes in der Hand hielt, von Hinc Roj, Birger Petersen, Jochen A. Modeß und Peter Manfred Wolf, der als Pianist auch Stücke selbst vortrug, von Jan Cyž, Juro Metšk und Malte Hübner, der zudem als Solist mit der Violine und der Großen sorbischen Geige brillierte. Wie man sieht, eine Melange von vielen kleinen Stücken, in denen Künstler und Interpreten auf gleichem geistigen Niveau miteinander kommunizierten, komponierten und musizierten.
"Fernweh" ist ein Gedicht in sorbischer Sprache von Frido Metšk, ins Deutsche übersetzt von Kito Lorenz und vertont von Juro Metšk, es trägt die Phantasie "wie Vogelschwingen über Meer und Wolken... , enge Mauern weichen". Das leistete ebenso poetisch wie die Musik die Stimme von Nicole Nevries, die die Zuhörer mit diesem Lied und vielen weiteren in eine sphärische und zugleich bodenständige Welt mitnahm.
Ganz neue Seiten entdeckte Peter Manfred Wolf an den Saiten des Pianos in den "Klavierstücken für Aussteiger", indem er wie "Robinson" diesem mit ganz gewöhnlichen Alltagsgegenständen neue schräge Klangwelten entlockte, andererseits zeugen seine von Nicole Nevries einfühlsam und professionell interpretierten Liebeslieder nach klassischer Lyrik von einer sehr melodischen sensiblen Musiksprache.
Höchste Perfektion in der Gattung Chanson bot Esther Wiegel mit Liedern von Detlef Kobjela nach sorbischen Gedichten von Mina Witkoje und mit Liedern von Malte Hübner nach Texten von Kito Lorenz und Lieder von Birger Petersen, berührend und innig, so dass die Zuhörer sich selbst ein Weichen vergaßen. Beide Sängerinnen erhielten die vollendete Begleitung durch Christina Noe, die in ihrer Profession als Korrepetitor am Klavier dem Konzert einen erstklassigen Rahmen gab. Andreas Wehrenfennig erfüllte diese Aufgabe ebenso als Lied-Begleiter an der Harfe mit ungewohnten kontrastreichen Klängen.
Auch in der "Fantasia sorabica" von Hinc Roj und in den Kompositionen von Jan Cyž war all das zu hören, was das Konzert ausmachte, die Sehnsucht, mit den Störchen nach Süden zu ziehen, die Freude an bodenständiger Arbeit auf dem Feld, das neues Brot gedeihen lässt, das Lied von der Stille und der Traum ohne Ende, die wach werden am Tag. Alles "erfasst vom Atem der Jahrtausende, unlösbar verhaftet der Gegenwart." Diese musikalische Sehnsucht nach Ferne und Nähe nahmen die Zuhörer dankbar mit nach Hause.

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