Wem gehört der Reichtum dieser Erde?

Uwe Jordan gestaltet eine Lesung beim Hoyerswerdaer Kunstverein zu einem Roman von Jean Raspail (geb. 1925) "Das Heerlager der Heiligen".

Uwe Jordan mit weiteren Büchern von Jean RaspailZu allen Zeiten gab es Propheten und Mahner, die Gerechtigkeit in der Gesellschaft und unter den Völkern der Erde einforderten. Wie steht es damit im christlichen Abendland heute? Einer der Mahner und Visionäre ist der französische Publizist und Schriftsteller Jean Raspail mit seinem Roman "Das Heerlager der Heiligen".
An den Anfang seiner Lesung stellt Uwe Jordan die Polemik der Befürworter und Gegner dieser Visionen Raspails in der Presse vor, die gegensätzlicher nicht sein könnte.
Geschrieben wurde das Buch bereits 1973. Ausgangspunkt des Romans ist der Umstand, dass eine "Armada des Elends", bestehend aus hundert Schiffen, beladen mit einer Million hungernder Menschen, sich auf den Weg von Indien nach Europa macht, auf den Weg um Afrika herum, über das Mittelmeer, scheinbar unaufhaltsam bis nach Südfrankreich, wo immerhin noch 99 Schiffe ankommen.
Warum ändern diese Leute nichts in ihrem eigenen Land? Warum nehmen sie sich nicht ihr Teil vom dem ungeheuren Reichtum, den eine Minderheit in ihrem Land angehäuft hat? Sie wissen, dass sie nichts erwarten können, sie sind zu schwach, um mächtig zu handeln.
Nun ist diese "Armada" auf dem Weg, erschreckende Meldungen kommen in Frankreich an. Hat man eine Wahl, soll man die Tür offen oder geschlossen halten?
Raspail beschreibt als bitterböse Satire die Peinlichkeit von Pressekonferenzen und Regierungsdebatten, wie das Problem zu lösen wäre, so, dass es dem eigenen Land nicht schadet, allerdings ohne das Gesicht des "christlichen Abendlandes" zu verlieren: Könnte nicht das Meer mit seinen vielen Gefahren auf natürliche Weise zum Retter werden? Könnte man nicht einen "schwimmenden Inselstaat" im Ozean schaffen und Hilfsgüter schicken? Allerdings würde sich die Zahl der Bewohner höchstwahrscheinlich in 20 Jahren verdoppeln. Eine neu perfekte Idee: Sao-Tome, die Insel im Atlantik, wird als Stopp für die "Armada" auserkoren. Flugzeuge mit Hilfsgütern reisen an, voran der Vatikan, danach der Rat der evangelischen Kirchen, das Rote Kreuz, die Malteser, eine englische Popp- Gruppe, Promis aller Art und zuletzt der öffentlich rechtliche Rundfunk Frankreichs mit einem Flug der Air France, der im Eiltempo aus Spenden finanziert wurde. Alles umsonst, die "Armada" fährt vorbei.
Doch noch ist nicht alles verloren, der Genius Frankreichs hat uns alle Zeit geführt. Wir könnten einfach nein sagen, denn Frankreich muss gar nichts. Vielleicht könnte Frankreich der Welt einen Plan andeuten und vermitteln, dass eine internationale Zusammenarbeit den besten Schutz für alle bietet, denn die Invasion wird sich nicht auf Frankreich beschränken. Glauben Sie, dass diese Menschen eine Chance haben? Wer kann eine letzte Chance abschlagen? Es gibt in solchen Zeiten der Krise keine Hindus mehr, keine Franzosen, nur noch der Mensch zählt, er allein. Trotz aller Skrupel aber muss man die Invasion verhindern. Wenn wir bereit sind zu töten, können wir überleben, können die Nation retten, nicht aber unser Gewissen. Wenn nun der Auftrag erteilt wird zu schießen, handelt es sich um einen grausamen Auftrag. Jeder einzelne Soldat soll deshalb allein nach seinem Gewissen entscheiden dürfen!
Uwe Jordan wählte bewusst diesen Roman, um Denkansätze anzubieten, die nur die Literatur leisten kann. Das Buch wird vielfach rassistisch vereinnahmt, andererseits auch als Mahnung verstanden. Es liefert zudem Stoff zum Nachdenken über die Schuld des christlichen Abendlandes am Hunger in der Welt.
Das im Roman Geschilderte wirkt bedrückend, der Mensch kommt an seine moralischen Grenzen. Tiefgreifende Veränderungen will keiner, weder jene, die ohnehin dagegen sind, noch diejenigen, die zu helfen bereit sind.

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