Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wirft seine Schatten voraus.

In Vorbereitung auf den 500. Jahrestages der Reformation, die mit Martin Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg im Jahr 1517 begann, gab es Sachsen weit Ausstellungen und musikalische Höhepunkte bereits 2015 zu erleben. 
Nach dem Besuch auf Schloss Hartenfels in Torgau zu "Luther und die Fürsten" gab es für den Hoyerswerdaer Kunstverein eine weitere Exkursion nach Zittau, "Jan Hus, Wege der Wahrheit".
Einen musikalischen Höhepunkt des Reformationsjubiläums bildete das Oratorium "Jan Hus" von Carl Loewe (1796-1869), Text Johann August Zeune (1778-1853), das in der Johanneskirche Hoyerswerda aufgeführt wurde. Ingrid Scholz und Manfred Kegel, beide Mitglieder im Kunstverein, gehören zum Oratorienchor Hoyerswerda.

Oratorium "Jan Hus" - Flammen können die Wahrheit nicht töten

Oratorium Jan Hus von Carl Loewe in der Johanneskirche Hoyerswerda. 2015Ergriffen und begeistert verließen die Zuhörer am Sonntag die Johanneskirche in Hoyerswerda nach der großartigen Darbietung eines Oratoriums, das ein Geschehen erzählt, welches genau 600 Jahre zurückliegt und dessen Musik vor 150 Jahren komponiert wurde. Die Darbietungen vom Oratorienchor Hoyerswerda, dem Herrnhuter Kirchenchor und Chören der Brüdergemeinen Herrnhut und Berlin ließ nichts zu wünschen übrig. Eine besondere Herausforderung für die Laienchöre unter Leitung von Johannes Leue, Oratorienchor Hoyerswerda, Martin Müller und Peter Kubath, Kirchenchor Herrnhut, und Winfried Müller-Brandes, und Brüdergemeine Berlin, war es , ein geschlossenes Kunstwerk darzubieten, das kaum gemeinsam geübt werden konnte. Respekt allen beteiligten Chören.
Die Orchesterpartien spielte die Lausitzer Philharmonie in einer ungewöhnlich großen Besetzung brillant und gekonnt im Wechselspiel mit dem Chor. Und wie in Oratorien üblich, gibt es Partien für Sopran, Alt, Tenor und Bass, deren Stimmen außergewöhnlich harmonisch zusammen erklangen, gesungen von Donata Burckhardt, Kerstin Domrös, Peter Ewald und Markus Brühl.
Johann August Zeune erzählt aus dem Leben des Jan Hus (1370-1415) drei Abschnitte, im ersten Teil erreicht Hus, der als Professor an der Universität in Prag unter dem Schutz von König Wenzel steht, die Kunde, dass er zum Konzil nach Konstanz geladen ist, das über drei Päpste richten soll, die sich streiten, wer der Richtige sei. Hus war ein brillanter Prediger, der als erster tschechisch predigte und das Papsttum aus christlicher Überzeugung kritisierte, denn Gottes Gnade ist nicht käuflich, das Papsttum muss sich an den Aussagen der Bibel messen lassen, kein anderer außer Christus ist das Haupt der Schlussbild mit Dirigent (Mitte) und Solisten. Oratorium "Jan Hus", Johanneskirche Hoyerswerda 2015.Kirche. Euphorisch reist er nach Konstanz, in der Gewissheit, dass man ihn dort anhören und verstehen wird. Warnungen schlägt er in den Wind, zumal ihm "frei Geleit auf Königs Wort" vom römisch-deutschen König Siegmund versichert ist. Im Weiteren sieht man Hus auf dem Weg nach Konstanz, begleitet von begeisterten Anhängern, zu denen auch Johannes von Chlum gehört. Zur Umkehr mahnen hier die Zigeuner, welche das flammende Rot am Himmel voraussagen, deren Welt im Gegensatz zu den Sesshaften und Gejagten eine freie ist, musikalisch wunderbar in Szene gesetzt mit volkliedhaften Passagen in böhmischer Tradition. Letzte Station Konstanz und das Konzil, zu dem Hus noch vor König Siegmund eintrifft, von dem Konzil verhört, aber nicht gehört wird: Hast Du die Schriften gegen das Papsttum geschrieben, Ja. Wirst Du widerrufen, Nein. Hus Antwort auf die neununddreißig Klagepunkte bleiben ungehört, er wird als Ketzer in den Kerker geworfen. König Siegmund wird erst nach diesem Urteil in Konstanz eintreffen und aus politischem Kalkül die gegebene Zusage nicht einhalten. Hus wird am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt, denn einem Ketzer braucht ein König nicht Wort zu halten.
Mit dem Wissen um dieses Geschehen oder fast auch ohne dieses ist die Musik Carl Loewes zu begreifen. Der Musikstil des 19. Jahrhunderts ist genau der richtige für diesen Text. Dramatische Chor- und Orchesterpartien sind kunstvoll ineinander verwoben, melodische Partien in dem "lieblichen Wiesental" bei Zigeunern und Hirten geben Hus Gewissheit, dass er trotz aller Ängste auf dem rechten Weg ist. Diesen Weg wird Martin Luther 100 Jahre später beschreiten, auch das ist bei Loewe zu hören, indem er den Chorälen lutherische Melodien unterlegt und so die Geschichte "weiterkomponiert". An musikalischer Kunst kaum zu überbieten ist die Schlussszene, die von Chor, Orchester und Solisten bewegend dargeboten wird, vorzüglich dirigiert von Kantor Peter Kubath, Herrnhut. Text und Musik "flattern flackernd zum Himmel", geben kaum Raum für die Stimme von Jan Hus, der Erbarmen erfleht und in der Gewissheit stirbt, dass sich der Geist nicht töten lässt. Die Musik schwillt zu höchster Emotion, wird ganz still... und leuchtet noch einmal auf als Schein, der die Zeiten überdauert.

 

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