Eröffnung. In der Brigitte-Reimann-Straße 8 gehört seit gestern eine Wohnung der Erinnerung und Begegnung.

Margitta Faßl und OB Horst-Dieter Brähmig

Passiert man die Türschwelle und wendet sich nach rechts, so ist man in der Geschichte. Sieht und erlebt die 60er Jahre samt Dichterschreibmaschine und Bücherschrank einer Schriftstellerin der DDR. Dann steht man ein Stück weit in ihrem Leben. Wendet man sich aber nach links, so glänzt nach wenigen Schritten die Einbauküche und das glatte Katalog-Möbelstück aus diesem Jahrtausend, grüßen die moderne Mini-Anlage und das unbezogene Federbett.
Erinnerung bewahren
Die gestern eröffnete Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte nannte Margitta Faßl, Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda, ein „Quartier der Gegensätze" - und Recht hat sie. Wer die Gästewohnung in der Reimannstraße 8 künftig besucht, sich darin an die Autorin Brigitte Reimann und ihre Zeit erinnert, ihre Bücher in die Hand nimmt, wissenschaftliche Arbeiten über sie liest, überwindet diesen sichtbaren Gegensatz jedoch schnell. Es wird ihm leicht gemacht, weil ein bestimmtes Zimmer mit Liebe recherchiert, zusammengetragen und aufgebaut ist. Weil sich Menschen Mühe gemacht haben, ein Stück Erinnerung zu wahren an eine Autorin, die der Stadt Hoyerswerda und allen, die es wollen, Literatur hinterließ. „Wenn es solche Menschen nicht gäbe", ahnt Christine Neudeck vom Hoyerswerdaer Kunstverein, „würde man sie vielleicht vergessen".
Und dies, so waren sich gestern alle Besucher einig, dürfe nicht geschehen. „Ich werde oft, wenn ich unterwegs bin, gefragt, ob ich etwas von Konrad Zuse oder Brigitte Reimann weiß und ob es authentisches Material gibt, das ja nötig ist zur Erinnerung", sagt Oberbürgermeister Horst-Dieter Brähmig. „Und dann kann ich nun eine solche Einrichtung nennen und empfehlen", fügt er hinzu. Er begrüße eine solche Begegnungsstätte, wo man übernachten kann, aber auch arbeiten und Zwiesprache halten mit einer Autorin und ihrem Werk.
Hoffen auf viele Besucher
Dies taten auch Irmgard Weinhofen und Ulrich Reimann. Erstere stand mit der Schriftstellerin in persönlichem Briefkontakt, letzterer ist ihr jüngerer Bruder, der gemeinsam mit seiner Frau der Einladung Martin Schmidts vom Kunstverein gefolgt war. „Ich wollte sehen, wie es geworden ist. Ob es so aussieht wie damals, kann ich gar nicht mehr sagen, denn ich war Brigitte in Hoyerswerda nur zweimal besuchen."
Irmgard Weinhofen wird, wenn es ihre Gesundheit zulässt, bald wiederkommen. Schließlich steht die Uhr hier in der Begegnungsstätte, die sie einst von Brigitte Reimann erhielt. Gestern zog „Irmchen" das Uhrwerk mit dem Schlüssel noch einmal auf. Jetzt läuft die Zeit und wartet auf die hoffentlich vielen Besucher in der Brigitte-Reimann-Straße 8.

Kontakt zur Besichtigung:
Martin Schmidt / Christine Neudeck unter
0 35 71/41 2016 oder 402000

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