Sizilien - von Syrakus bis Selinunte

Manfred Dietrich„Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn..." Dieses Lied der Mignon in Goethes Roman „Wilhelm Meister“ mag Reisenden in den Sinn kommen, wenn er Italien und vor allem das Sonnen trunkene Sizilien betritt. So mag es in der vergangenen Woche auch manchem Besucher des Vortrags von Manfred Dietrich im Hoyerswerdaer Kunstverein ergangen sein. Der Reise freudige Pfarrer von Schwepnitz entführte die aufmerksame Schar seiner Zuhörer nach Sizilien, das er vor einigen Jahren mit Auto und Campinganhänger intensiv „erobert“ hatte. Angesichts der Vielzahl der verschiedene Völker und deren Kulturen, die seit mehr als drei Jahrtausenden in Landschaft, Städten und an zahlreichen Stätten der Insel Spuren oder Zeugnisse ihrer Landbau-Kultur und ihrer architektonischen Gestaltungkünste hinterließen, konzentrierte der Vortragende sich auf die griechischen Einflüsse, die allerorten prägend sind. Die Konzentration auf die griechische Zeit der Insel, ließ nicht vergessen, dass Zeugnisse der Kultur dort bis zu 35 000 Jahren zurückführen, wie Höhlenmalerei beweist. Keramikfunde belegen, dass zwischen 4800 und 3500 Jahre vor Christus bereits sesshafte Ansiedelungen vorhanden, also Ackerbau und Viehzucht betrieben wurden. Mehrfache Vulkanausbrüche des Ätna zerstörten nicht nur frühere Zeugnisse, vielmehr flohen die Menschen davor zeitweilig von der Insel. Die Griechen seien die Begründer der mediterranen Kultur gewesen, sagte M. Dietrich, allein was dieses Volk an philosophischem Denken, an Mathematik, Dichtkunst, Bildender Kunst und anderen Wissenschaften in die Menschheitskultur einbrachte, wäre bewundernswert. Seit dem 9.Jh. v. Chr. kamen die Phönizier als Handelspartner zu den Bewohnern, ebenso wie nach 600 v.Chr. die Griechen. Auf diese geht die Gründung der Städte Syrakus, Palermo, Messina und Catania zurück, die auch die vorgenannte Kultur übernahmen. Dies beruhte auf Handelsbeziehungen ohne kriegerische Handlungen. Später änderte sich dies, sagte Manfred Dietrich. Einige der Tempel entstanden offensichtlich auch durch Sklavenarbeit. Die Ergebnisse, die gezeigt wurden, waren überwältigend. Der Concordiatempel in Akragas hatte eine Größe von 25 x 67 Metern, ein anderer 23 x180m und das Amphitheater einen Durchmesser von 138 m und ist bis heute bespielbar. Die Säulen in ihrer Mächtigkeit und Anzahl, teils noch stehend, teils liegend, mehrere Tonnen schwer, durch kleine Keile in der Mitte miteinander verbunden, trugen ionische Kapitele beachtlicher Größe und schwer schätzbaren Gewichts. Sie wiesen weit aufs Meer hinaus, mochten Neid und Missgunst wecken und waren wohl bewusst zerstört worden, andere Tempel durch Erdbeben. Der Deutungen seien viele, mehr noch liegt im Dunkel der Geschichte. Bewundernswert bleiben die technischen und handwerklichen Leistungen der Frühzeit, und die Ästhetik der entstandenen Kunstwerke, die heute mehr denn je Staunen hervorrufen. Faszinierend war auch der Blick in die Krater der tätigen und erloschenen Vulkane, von denen zahlreiche auf Sizilien zu finden sind. Natur und Kultur zeigten sich wie in einem um Schönheit wetteifernden Bund. Abstecher führten zur Vulkan-Insel Stromboli und nach Capri. Sie nahmen wie Sizilien die Zuhörer mit ihrer üppigen Natur gefangen. Daher wurde an den Maler Otto Garden aus Elstra erinnert, der 1937 jene Region besuchte und von den Farben- und Lichtfülle gefangen genommen wurde. Seine Bilder beweisen es bis heute, auch sie spannen einen Bogen zwischen der Lausitz und Sizilien ebenso wie der Vortrag in Hoyerswerda. Die Besucher gingen nachdenklich nach Hause, Bewunderung für die mediterrane Natur, den menschlichen Erfindungsgeist und dessen Ergebnisse ließen schweigen und nachdenken. „Kennst du das Land; wo die Zitronen blühn...?“ Die Bild-Wanderung mit Manfred Dietrich regte an, diese Frage beantworten zu können.

Griechischer Tempel auf SizilienGriechisches Amphitheater auf SizilienRot markiert sind die Stätten in Sizilien und Süditalien, wo noch heute Spuren griechischer Architektur zu finden sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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