Dr. Ralf Schröder - sein Leben mit der russischen und sowjetischen Literatur

Dr. Ralf Schröder„Ich spreche also von Dingen, die ich nicht aus Büchern kenne, sondern die mir in die Haut eingegerbt sind“. Dies Bekenntnis von Dr. Ralf Schröder (1927 -2001) wird am Donnerstag, dem 23. Februar 2012, um 19 Uhr das Gespräch am Schloss-Kamin bestimmen. Seine Lebenspartnerin Antje Leetz und beider Sohn Michael Leetz – beide Slawisten - werden nicht nur vom „bekanntesten und beliebtesten Russisten der DDR“, wie Fritz Mierau seinen Kollegen nennt, sondern auch von seiner engen Freundschaft mit den wichtigsten sowjetischen Autoren unserer Zeit berichten. Seine Memoiren, „Mein Roman mit der russischen und sowjetischen Literatur“, von Michael Leetz aus dem Nachlass unter dem Titel „Unaufhörlicher Anfang“ - Vorboten eines Romans – herausgegeben, vermitteln neue spannende Einblicke in die Geschichte jenes Landes im 20. Jahrhundert, die ihre Literatur spiegelt.
„Echte Literatur, nicht bestellte, ist immer Seismograph allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen“, vertrat Ralf Schröder. Dies machte seine Vorträge, die Gespräche mit ihm spannend und schenkte stets neue Einblicke, die er nicht verschwieg. Diese Haltung brachte ihm zahlreiche Schwierigkeiten: In Berlin geboren, studierte er nach dem Krieg, den er als Luftwaffenhelfer und Soldat erlebte, an der Humboldt-Universität Geschichte und Slawistik, war Dozent an den Universitäten Greifswald und Leipzig. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU trat er vehement für die Entstalinisierung in der SED ein, wurde 1957 deswegen (wie auch Erich Loest, Wolfgang Harich, Walter Janka und andere) verhaftet und zu zehn Jahren Haft in Bautzen II verurteilt. Nach sieben Jahren Haft entließ man ihn auf Bewährung. Von 1966 bis 1988 arbeitete er als Lektor für Sowjetliteratur im Verlag Volk und Welt. Er folgte weiterhin seiner Liebe zur Wahrheit, zur russischen und sowjetischen Literatur. „ In hunderten von Vorträgen gewann er der Literatur seiner Wahl eine Leserschaft ohnegleichen“ schreibt der Slawist Fritz Mierau. Seinen Zuhörern, auch in Hoyerswerda präsentierte er stets die neusten Manuskripte seiner Freunde Juri Trifonow, Wladimir Tendrjakow, Tschingis Aitmatow, Bulat Okudshawa, die erst danach in der DDR erschienen, dafür gelegentlich vollständiger als in der Sowjetunion. Ralf Schröder starb im Jahr 2001. Sein Werk bleibt, z.B. die Gesamtausgabe der Werke von Michail Bulgakow, dessen Roman „ Meister und Margarita“ er als dichterisches Bild der Stalinzeit deutete, die kasachische Sage vom Mankurt, die sein Freund Tschingis Aitmatow in „Das Tag zieht den Jahrhundertweg“ erzählt oder seine Betrachtungen zu Dostojewskis und Trifonows Werken.
Viele Manuskripte brachte er aus der Sowjetunion mit, dadurch konnten sie zuerst und gelegentlich vollständiger als im Heimatland veröffentlicht werden. „Juri liebte ihn“, schrieb 1999 die Witwe des Dichters Jurij Trifonow, “und brachte ihm unendliches Vertrauen entgegen, tagelang unterhielt er sich mit ihm.“ Ralf Schröder teilte mit Michail Bulgakow die Meinung „Rußland bleibt immer Rußland“. Wir würden uns freuen, Sie, Ihre Partner, Ihre Freunde zu diesem anregenden Gespräch begrüßen zu dürfen.
Mit freundlichen Grüßen, Martin Schmidt.

Hier außerdem noch zwei Links zu interessanten Rezensionen zum Buch „Unaufhörlicher Anfang“ von Ralf Schröder und Michael Leetz :
im "Freitag" von Thomas Kuczynski 
http://www.freitag.de/kultur/1147-etwas-geht-zu-ende  
in "Rationalgalerie" von Uli Gellermann
http://www.rationalgalerie.de/kritik/index_312.html

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